"Ränder" Ingolstadt Kunstverein (D), 18/1 - 3/3/2013
Les oeuvres sont les pièces partielles d'un jeu ouvert d'associations possibles. En les changeant de place et de fonctions les unes par rapport aux autres au fil des expositions, elles se recréent mutuellement. A la limite le travail ne deviendrait rigoureusement plus que l'espace de ces interactions possibles: entre les oeuvres, mais aussi avec les éléments préexistants de l'espace dans lequel elles prennent place - voire avec d'autres objets que ces jeux de connections appellent, oeuvres d'autres artistes y compris.
Les éventuelles mises en espace successives de telle oeuvre sont une manière de continuer l'interrogation de celle-ci. Sa remise en jeu lors d'une exposition consiste à en réouvrir le champs des possibilités: conceptuelles, spatiales, d'associations avec d'autres…
Une oeuvre, ou telle installation proposée dans le cadre de telle exposition, ne constitue donc pas nécessairement une entité finie. Seul, peut-être, celui qui se fera l'acquéreur de l'oeuvre ou de telle association momentannée d'oeuvres décidera du statut définitif de celle-ci.
Les dessins découpés à installer sont exemplaires de la logique décrite ci-dessus: étant mous, "tombés de leur forme" une fois décrochés, ils ne sont plus visibles (comme le seraient, par exemple des peintures qu'on stocke), ils vouent celui qui en manipule la dépouille au souvenir éventuel qu'il aura de ce qu'elles étaient, installées. Leur réinstallation, dans ce sens consiste en de véritables retrouvailles.
Benoît Félix, notes, décembre 2013
Spiel mit der Wahrnehmung
Ingolstadt Ingolstadt (DK) Die „Borderline“, das ist der gezeichnete Strich. Und insofern erklärt das gleichnamige Video einer Performance von Benoît Félix im Eingang zur Galerie im Theater eigentlich schon alles über diese still zweideutige Schau. Wie der belgische Künstler sich abmüht, auf Kniehöhe eine dicke Linie auf einer Wand zu ziehen, wie er sie betreten und überwinden will und plötzlich hinter (!) ihr zusammensinkt, den scheinbaren Kreidestift noch in der Hand, das ist so komisch wie erhellend.
Ist der Strich etwa gar kein Strich? Die Fläche keine Fläche? Geht es stattdessen um Linienskulptur und Raum? Im Bereich zwischen zwei- und dreidimensional, Wahrnehmung und Wirklichkeit sind Félix’ Arbeiten angesiedelt; „Ränder“ heißt treffend seine hinreißende Schau, die er nun für den Ingolstädter Kunstverein zeigt.
Es ist die erste Ausstellung des 43-Jährigen in Deutschland; kuratiert von Thomas Neumaier, der den belgischen Kollegen bei einem „Artist-in-Residence“-Aufenthalt in Connecticut kennenlernte und akquirierte. Das wundert nicht: Wie er arbeitet Neumaier schließlich mit Wahrnehmungsunschärfen und Umwidmungen, allerdings vorwiegend im Objekt. Félix hingegen ist zweifelsfrei Zeichner, und nicht nur, weil er ein entsprechendes Diplom der Akademie Brüssel besitzt. Nein, die zarte Linie, ihre Verknüpfungen und Verflechtungen sind seine Leidenschaft – freilich eben skulptural.
Wie sieht das aus? Immer anders. Immer poetisch. Und immer voller Witz. Mit unzähligen Arbeiten ist die Galerie gefüllt, viele gehören zusammen, andere stehen allein und gehen doch plötzlich eine Verbindung ein zu räumlichen Gegebenheiten wie Putzrissen an der Wand. Da zeichnet Félix Fäden – um sie dann auszuschneiden und als feines Gespinst vor eine Wand zu pinnen. Da nahm er ein Plakat mit dem Bild einer gesprungenen Scheibe und schnitt alles weg bis auf die Risse: Das filigrane Papiergespinst des an sich Unmöglichen ruht nun seinerseits auf Glas, ebenfalls seltsame Borderline.
Schön sind die großflächigen, dabei sehr feinen und detailreichen Wandarrangements: Ein Rahmen aus Papier, davor das lange Ästchen eines Dornenstrauchs wie krakelige vertikale Linie, dazwischen Holzkästen mit Readymades – ja, die bezaubernde Malerei darin ist schlicht der Rest einer aufgerissenen Verpackung – wo ist vorn und hinten, wo Raum, wo Fläche? Man gäbe viel darum, für einen Moment mit Félix’ Augen sehen zu können, die offenbar Linien und Formen des Äußeren zusammenhängend scannen. Und da werden dann vier bodennahe kleine Aussparungen in der Wand (seit wann sind die denn da) zu Gesprächspartnern schwarzer Zwillinge aus Papier, die das Gesamtarrangement pointieren. Dass Félix, abgesehen von einigen fertigen Objekten, seine Arbeit erst an Ort und Stelle schafft, versteht sich da von selbst.
Es gibt zudem: Eine wunderbare Installation aus Papierbändern und einem Kasten – „wer hält wen“ lautet ihr Titel. Einen winzigen Guckkasten, der den Betrachter mit seinem eigenen starren Auge konfrontiert – das doppeldeutige „Blick-Objekt“ . Und es gibt das herrliche „filfilfilfilfilfilfilfilfilfilfilfilfilfilfilfil“ – ein Multiple, das 16 mal einen Hochspannungsdraht („Fil“) vor blauem Himmel zeigt, dessen leicht ansteigende Linie auch die Rahmen sanft verrückt. Auch das Spiel mit Worten sei ihm wichtig, sagt Félix. Indes: Beschreiben lässt sich sein Werk mit Worten kaum. Also anschauen!
http://mobil.donaukurier.de/_/tools/picview.html?_CMELEM=2501527
Von Karin Derstroff
Donaukurier, 17/01/2013 file:///Users/benoit/Documents/BFart/2013%20Ingolstadt/ingolstadt/Ingolstadt:%20Der%20Ingolstädter%20Kunstverein%20zeigt%20Werke%20des%20Belgiers%20Benoît%20Félix%20-%20mobil.donaukurier.d.webarchive